Was passiert, wenn eine Stadt beginnt, zuzuhören? Wenn Künstler:innen, Vereine, Bürger:innen, Verwaltung und Politik nicht übereinander, sondern miteinander sprechen?

Die Stadt Baden bei Wien hat in den vergangenen Wochen genau diesen Weg eingeschlagen. Mit der Erarbeitung einer neuen Kulturkonzeption wird kein Papier produziert, sondern ein Prozess angestoßen – ein Prozess des Dialogs, der Reflexion und des gemeinsamen Nachdenkens über die Rolle von Kultur in einer Stadtgesellschaft des 21. Jahrhunderts.

Im Mittelpunkt steht der Dialog. Ein Dialog, der weit über die klassische Beteiligung hinausgeht. Ein Dialog, der Menschen aus ganz unterschiedlichen Lebenswelten an einen Tisch bringt – Kunstschaffende, Vereinsaktive, Pädagog:innen, Unternehmer:innen, Politiker:innen und Bürger:innen.

Sie alle eint eine Frage: Welche Kultur wollen wir – und was bedeutet sie für das Leben in unserer Stadt?

Kultur als Gestaltungsfaktor – nicht als Luxus. Gerade Klein- und Mittelstädte wie Baden stehen heute vor besonderen Herausforderungen – und ebenso großen Chancen. Sie müssen kulturelle Identität, gesellschaftliche Teilhabe und wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit neu in Balance bringen.

Kultur ist dabei kein Luxus und keine freiwillige Kür. Sie ist ein Gestaltungsfaktor, der weit über den Theater- oder Museumssaal hinausreicht. Sie schafft Orientierung in einer komplexen Welt, stiftet Sinn, fördert Kreativität und stärkt das soziale Gefüge. Und sie trägt dazu bei, dass Städte nicht nur funktionieren, sondern lebenswert und unverwechselbar bleiben.

In Baden zeigt sich das auf eindrucksvolle Weise: Die Stadt nutzt ihr reiches kulturelles Erbe – von Beethoven über die Bäderkultur bis zum UNESCO-Weltkulturerbe – nicht als museales Erbstück, sondern als Ressource für Gegenwart und Zukunft. Gleichzeitig öffnet sie sich neuen Themen, neuen Formaten und neuen Stimmen. Kultur wird hier nicht verwaltet, sondern weitergedacht.

Dialog schafft Vertrauen – und damit Zukunft. Solche dialogischen Prozesse sind mehr als Symbolpolitik.
Sie schaffen Orientierung, Vertrauen und Legitimität – Grundpfeiler einer nachhaltigen Stadtentwicklung.
Wer mitreden darf, trägt mit. Wer gehört wird, übernimmt Verantwortung.

In Baden hat dieser Zugang etwas Entscheidendes ausgelöst:
Ein neues Selbstverständnis von Kultur als gemeinsames Projekt.

Nicht „die Stadt macht Kultur“, sondern: Baden gestaltet Kultur – gemeinsam.

Ein Paradebeispiel, wenn es um die kulturelle Position von Klein- und Mittelstädten geht. Am Ende soll nicht nur eine Strategie stehen, sondern eine Haltung: Kultur ist kein Nischenprogramm, sondern Teil der DNA einer Stadt. Sie verbindet Vergangenheit und Zukunft, Menschen und Ideen, Identität und Innovation.

Und vielleicht ist genau das die wichtigste Erkenntnis aus Baden:
Zukunft entsteht dort, wo Städte zuhören – und wo Kultur zum Gespräch wird.