Nach der vlow!16 der zweite Kongress* innerhalb einer Woche. Gänzlich anders konzipiert, trotzdem auch eine Möglichkeit mit vielen Kolleginnen und Kollegen ins Gespräch zu kommen. Mein persönlicher Fokus lag auf Stadtkultur und Digitalisierung. Themen, die mich auch in Zukunft begleiten werden.

Stadtkultur sei mehr als Kultur in der Stadt*. Es geht um die Schnittstelle aus Kultur, öffentlichem Raum und aktivierender Stadtgesellschaft. Es geht immer wieder um ein positive und dynamisches Image einer Stadt, die jung und farbig wirkt, die unterhält. Es geht auch um die Erwartungshaltung der Bevölkerung. Michael Kinzer, einer der Imulsreferenten aus Lausanne, konkret: „Steht vor der Bühne tatsächlich ein interessiertes Publikum?“. Wie ich diese Frage kenne, die habe ich mir auch in Bregenz immer wieder gestellt.

In ein paar Worten: Es geht auch um einen Mehrwert für die Bevölkerung schaffen …

Wie kann man breites Publikum erreichen? Diese Frage muss jeder selbst beantworten. Wie können wir die Bürger/innen einer Stadt mitnehmen, wie verstehen die Bürger/innen ihre Stadt? In wie weit könnte ein performativer Ansatz neue Zielgruppen ansprechen? Die Essenz: Wie kann ein Dialog mit der Stadtgesellschaft entstehen?

Kann man Städte mit Kunst neu inszenieren? Ja, das kann man, Lausanne macht das vor, 48-Stunden-Neukölln detto. Und es geht immer wieder um die Frage eines zeitgemäßen Kulturbegriffs, des Lebensstils, der Lebensphilosophie ebenso berücksichtigt wie beispielsweise Mode und Esskultur. Zudem geht es auch um Überraschung. Wie können Quartiere neu entdeckt werden* (Kinzer)? Kunst dort zu realisieren, wo sie vermutlich nicht erwartet wird, kann besondere Effekte auslösen. Kunst kann den (möglicherweise schlechten) Ruf eines Quartiers verändern* (Steffens/Schlenger). So können Vorurteile abgebaut werden und besondere Orte einer Stadt erlebbar gemacht werden. Es können Orte zugänglich gemacht werden, an die die Gesellschaft normalerweise nicht hinkommt.

Wie kann der Standort weiterentwickelt und sichtbar werden? Wie kann die Stadt als großer Spielplatz genutzt werden* (Kinzer)? Welche Geschichten sollen über die Stadt erzählt werden?

Wie kann das Publikum aktiv teilnehmen? Aktivierung einer Stadtgesellschaft muss unser aller Anliegen sein. Im Übrigen kommen wir so auch zur Digitalisierung. Wir sind bekanntlich einer immensen Informationsflut ausgesetzt, dadurch sinkt auch unsere Aufmerksamkeit* (Heinz). Menschen können durch Geschichten, durch Storytelling mitgenommen werden. Geschichten, die Gefühle und Emotionen auslösen. So kann eine Botschaft übermittelt und Menschen aktiv am Geschehen beteiligt werden.

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Es geht um die Nähe zum Produkt, unmittelbar und erfahrbar. Möglichst viele Sinne* (Pöllmann) können mit stadtkulturellen Angeboten angesprochen werden, es sollte jedoch bewusst passieren. Stadtkultur ist Teil der Identitätspolitik, es können völlig neue Dynamiken entstehen. Und mit proaktiv, auf die Bevölkerung zugewandten stadtkulturellen Angeboten kann das Markenleitbild, das Alleinstellungsmerkmal geschärft werden. Das kann auch der Anstoß für Positionierungsprozesse sein.

Und mit einer Erkenntnis schließe ich meine Aufmerksamkeit für den Kulturinvestkongress 2016: Stories müssen sorgfältig konstruiert werden. Stortelling ist eine Kommunikationsart* (Heinz), die nicht so einfach nebenbei funktioniert.

Impulse der folgenden Referent/innen
* Prof. Dr. Lorenz Pöllmann, Professor für Medien- und Eventmanagement an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft
* Michael Kinzer, Kulturmanager, Von 2009 bis 2015 wirkte er als Direktor des Festivals de la Cité in Lausanne
* Dr. Martin Steffens und Thorsten Schlenger, Festivalleitung 48 Stunden Neukölln, Kulturnetzwerk Neukölln e.V.
* Andrea Joras, Geschäftsführerin von Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH
* Michael Heinz, selbständiger Unternehmensberater und Senior Content Strategist