Die Idee einer Europäischen Kulturhauptstadt 2024 im Rheintal hat mich persönlich seit Oktober 2014 intensiv beschäftigt. Nun gilt es einige Grundgedanken final zu formulieren. Den gesamten Artikel gibt es im Frühjahr 2017 im Handbuch Kulturmanagement nachzulesen.

Folgende 10 Gedanken, die durch eine Kulturhauptstadtbewerbung bzw. regionale Kulturkooperation befördern werden können, könnten als Handlungsempfehlungen definiert werden:

  1. Vorhandenes kulturelles Angebot kann besser abgestimmt oder koordiniert werden.
  2. Durch konsequenten und zielorientierten Austausch kann wesentlich mehr Vernetzung entstehen.
  3. Es können regionale, aber auch internationale Kooperation und Koproduktionen entstehen.
  4. Kunst und Kultur leben von Transparenz. Es könnten neue Diskursformate entwickelt, in denen auch Konflikte offen ausdiskutiert werden können.
  5. Die Einbindung und Förderung von künstlerischem Nachwuchs kann mit einem langfristigen Ziel (beispielsweise 2024) deutlich beschleunigt werden.
  6. Der interkulturelle Dialog ist gerade mit dem Blick auf die in Veränderung befindliche Gesellschaft eine Vorgabe für Kulturprojekte, denn mit Werkzeugen der Kulturvermittlung kann auch Bewusstsein für andere Kulturen geschaffen werden.
  7. Es braucht leistbare und offene Produktionsräume, in den kulturelles Scheitern erlaubt ist.
  8. Die Kulturhauptstadt darf sich nicht „nur“ an der Hochkultur orientieren, sie darf kein kurzfristiges Spektakel werden. Sie muss sich weit über das eigentliche Kulturhauptstadtjahr hinaus orientieren.
  9. Die Europäische Kulturhauptstadt kann das Nebeneinander von Hoch- und Alltagskultur, Naturraum, Handwerk und (urbanem) Zusammenleben deutlich verbessern.
  10. Investitionen in kulturelle Angelegenheiten sind Investitionen in die Gesellschaft, unterstützen das friedliche Zusammenleben und die Kreativität der MenschenInvestitionen in die Gesellschaft, unterstützen das friedliche Zusammenleben und die Kreativität der Menschen.

Es bleibt die Frage, ob das Modell der Europäischen Union in dieser Form noch zeitgemäß ist?

Können Städte mit 30000 bis 50000 Einwohnern überhaupt die Anforderungen an Kulturhauptstädte erfüllen, oder liegt die Zukunft in Stadtregionen? Alle Erkenntnisse der letzten Monate sind Belege dafür, dass die Richtung vorgegeben ist. Gemeindezusammenarbeit mit gemeinsamen Verwaltungseinheiten ist die Zukunft, es braucht gemeinsame Finanzierungen und Organisationsstrukturen.

Conclusio – Sharing Knowledge

  1. Stadtregionen auf Basis von interkommunaler Zusammenarbeit sind Zukunftsmodelle.
  2. Das Vorarlberger Rheintal zwischen Bregenz und Feldkirch beispielsweise wirkt – unter fiktiver Aufhebung der Gemeinde- und Bezirksgrenzen – wie eine topografisch weit gezogene „Meta-Stadt“ mit einem breiten und vielfältigen kulturellen Angebot und Kulturleben. Welche Strukturen, Fokussierungen und Entwicklungspotenziale damit verbunden sein sollten, wird in einem kooperativen und partizipativen Bewerbungsverfahren zur europäischen Kulturhauptstadt 2024 geklärt. Diese Fokussierung auf eine gemeinsame Stadt- und Regionalentwicklung bildet die Basis für einen gemeinsamen Strategieprozess.
  3. Es geht darum, die unterschiedlichsten kommunalen Profile mit Rücksicht auf den vermeintlichen Wettbewerb um Bürger, Ansiedelung von Handel und Industrie, um Touristen oder Kulturprogramme zu kanalisieren und in eine gemeinsame Langzeitstrategie zu verpacken.
  4. Sharing Knowledge ist eine Verpflichtung für öffentliche Institutionen. Wissen muss geteilt werden, um konstruktiv voneinander zu lernen. Zukunftsmodelle im Bereich Gemeindezusammenarbeit funktionieren, wenn die Protagonisten mit offenem Visier aufeinander zugehen.

Prozesse verlaufen niemals geradlinig, Prozesse benötigen Korrekturen, müssen kontinuierlich überwacht und dementsprechend angepasst werden.