Nein, kein Jahresrückblick, aber einige Gedanken in Worte gefasst, die zum Denken anregen …

Eisenstadt war eine lehrreiche Erfahrung. Oft kommt es im Leben bekanntlich anders, als man selbst denkt. Und daher habe ich mich entschieden, den Weg in die Selbständigkeit zu gehen. Folgende Themen werden mich dabei beschäftigen:

  1. Kulturvermittlung
  2. Kulturelle Strategie
  3. Kulturtourismus
  4. Nutzungskonzepte von kultureller Infrastruktur
  5. Marketing- und Sponsoringkonzepte
  6. Audience Development
  7. und weiterhin Europäische Kulturhauptstädte …

ueberunsDazu werde ich auch diesen Blog nützen, meine Gedanken niederschreiben. Ein paar finale Gedanken sollen am heutigen Silvester aus dem Kulturhauptstadt-Prozess des Rheintals, aber auch von diversen Gesprächen und Diskussionen in österreichischen, deutschen sowie griechischen und niederländischen Bewerberstädten, folgen.

Gesellschaftliche Wirkungsfelder und kreative Allianzen

Die zentralen Erkenntnisse der kulturpolitischen Diskussion erschöpfen sich nicht in einzelnen Errungenschaften und Auswirkungen auf die Kulturpolitik. Seit gut einem Jahrzehnt hat sich für die Arbeit von kommunaler Kulturarbeit wie auch für Veranstalter eine neue Perspektive entwickelt: Die Ausrichtung der Veranstaltungstätigkeit auf die Bevölkerung profitiert von den weiten gesellschaftlichen Wirkungsfeldern, die von Globalisierung, Digitalisierung, Pluralisierung, Ökonomisierung und Individualisierung geprägt werden. Im Rahmen einer zeitgemäßen Kulturarbeit sind diese Wirkungsfelder reflektierend einzubeziehen und – ausgehend von diesem erweiterten künstlerischen und gesellschaftlichen Horizont – kreative Allianzen zu schließen.

Aktivierende Kulturpolitik denkt das Paradigma einer „Kultur für alle“ weiter als „Kultur von allen“. Über veranstalterische Instrumente wie Workshops, langfristige Kooperationen, Partizipation, kreativen und künstlerischen Austausch etc. werden unterschiedliche Publikums- und Bevölkerungsschichten angesprochen und in die veranstalterischen Aktivitäten einbezogen. Dies wird wohl auch die große Herausforderung des nun anstehenden Kulturhauptstadt-Prozesses im Rheintal. Auf diese Weise rückt aktivierende Kulturpolitik das Erleben eines Ortes oder einer Region und seiner gesellschaftlichen Konstellationen durch die ihnen eigenen Potentiale ins Zentrum künstlerischer Aktionen und Veranstaltungen. Im Idealfall entsteht im gemeinsamen Erleben von Kunst und Kultur eine intensive Form von – lokal oder regional orientierter – Identität.

Lokal oder regional verankerte Veranstaltungsformen im Bereich Kunst und Kultur schlagen bewusst andere Wege ein als eine kommerzielle Eventkultur. Sie fördern für den Ort, die Region und die ansässige Bevölkerung Wertschätzung, Bewusstseinsbildung, Kontinuität und ein aktives Kunst- und Kulturerleben. In ihrer Außenwirkung erzeugen sie ein hohes Maß an Unverwechselbarkeit und Nachhaltigkeit. Im Gegensatz dazu ist Eventkultur austauschbar, beliebig und ohne nachhaltige Wirkung.

Bleibt, ein gutes, vor allem gesundes Jahr 2017 zu wünschen. Der Blick ist nach vorne gerichtet, ich persönlich freue mich riesig auf die vielfältigen Herausforderungen, die auf Culturelab zukommen.