Über kulturelle Impulse für die oberösterreichische Landeshauptstadt.


Linz hat eine sehr umfangreiche Kulturstrategie erarbeitet. Auf welche Weise haben die Erfahrungen von Linz09 als Europäische Kulturhauptstadt diese Strategie beeinflusst?

Das Projekt des neuen Linzer Kulturentwicklungsplans wurde unmittelbar nach Linz09 gestartet. In diesen Plan sind Erfahrungen eingeflossen, die wir aus der engen Zusammenarbeit zwischen Kultur und Tourismus vor und während Linz09 gewonnen haben. So hat Linz09 mit den drei Big Pictures – Natur, Industrie und Kultur – ein neues Image der Stadt entworfen. Vor allem haben wir für Linz09 einen internationalen Anspruch formuliert, den wir unbedingt halten wollten.

Man spricht gerne von einem breiten Kulturbegriff. In welchem Ausmaß ist das für die kulturellen Aktivitäten der Landeshauptstadt Linz von Bedeutung?

Wir haben uns bereits Ende der 1970er-Jahre auf das Konzept  einer „Kultur für alle“ von Hilmar Hoffmann verständigt. Die Ars Electronica, die Linzer Klangwolke oder das Pflasterspektakel sind aus diesem Geist heraus entstanden. Mit dem neuen Musiktheater, dem Brucknerhaus und der Linzer Musikschule verfügen wir zudem über Einrichtungen, die speziell im Bereich der Musik bewusst auf Breite setzen.

Wenn Linz nochmals die Chance bekäme, eine Europäische Kulturhautstadt auszurichten, was würden Sie heute anders machen?

Ehrlich gesagt, nicht viel, da wir dieses Jahr sehr erfolgreich gestalten konnten. Allerdings würden wir mehr finanzielle Ressourcen für die Nachbearbeitung reservieren. Wir hatten für Nachfolgeprojekte 1,4 Mio. Euro zu Verfügung, aber in Wahrheit wäre die fünffache Summe erforderlich gewesen.

Dr. Julius Stieber, Studium der Germanistik und Geschichte an der Universität Wien. Von 1996-2010 in unterschiedlichen Funktionen in der Direktion Kultur des Landes Oberösterreich tätig. Seit 2010 Kulturdirektor der Stadt Linz.

Das Interview ist im Culturelab#1-Magazin erschienen.