Für ein starkes Europa – Zusammenhalt als Schlüssel zur Zukunft

Am 12. Juni 1994 entschieden sich 66,6 % der Österreicherinnen und Österreicher in einer Volksabstimmung für den Beitritt zur Europäischen Union – ein historischer Moment, der unser Land wirtschaftlich, politisch und gesellschaftlich geprägt hat. Seit dem 1. Jänner 1995 ist Österreich Teil der EU. Drei Jahrzehnte später lässt sich mit klaren Zahlen und Fakten belegen: Die Entscheidung war richtig – und sie ist heute wichtiger denn je.

Für Österreichs Wirtschaft ist die EU-Mitgliedschaft ein zentraler Erfolgsfaktor. Die Vorteile des Binnenmarkts – freier Waren-, Dienstleistungs-, Kapital- und Personenverkehr – haben insbesondere unseren kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) neue Märkte, neue Chancen und neues Wachstum ermöglicht. Allein der Außenhandel mit der EU hat sich seit dem Beitritt vervierfacht: von 33 Mrd. Euro im Jahr 1995 auf 137 Mrd. Euro im Jahr 2023. Heute gehen rund 70 % unseres Außenhandels in EU-Länder. Gerade mit unseren Nachbarn in Mittel- und Osteuropa – Ungarn, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Polen – haben sich die Exporte seit 1995 verdreifacht. Mehr Export heißt mehr Produktion, mehr Beschäftigung, mehr Wohlstand. Für viele Betriebe, besonders im ländlichen Raum, ist die EU damit ein Garant für Wettbewerbsfähigkeit.

Attraktiv für Investitionen und Innovation

Auch als Standort hat Österreich durch die EU an Attraktivität gewonnen: Ausländische Direktinvestitionen haben sich seit 1995 verzehnfacht. Internationale Unternehmen bringen hochwertige Arbeitsplätze, Forschung und neue Impulse für regionale Wertschöpfung.

Zugleich profitieren österreichische Betriebe überdurchschnittlich von europäischen Forschungs- und Innovationsprogrammen. Die Teilnahme an „Horizon Europe“ und seinen Vorgängerprogrammen hat maßgeblich dazu beigetragen, dass sich Österreichs Forschungsquote seit 1995 mehr als verdoppelt hat. Das macht uns zu einem der forschungsintensivsten Länder Europas – und gibt vor allem innovativen KMU entscheidende Wettbewerbsvorteile.

Mehr Chancen für Regionen, Bildung und Transformation

Auch im Bereich Regionalentwicklung, Bildung und Transformation macht sich die EU-Mitgliedschaft bemerkbar. Mehr als 6 Mrd. Euro an EU-Fördermitteln sind in regionale Projekte geflossen, die – gemeinsam mit nationaler Kofinanzierung – Investitionen von 25 Mrd. Euro ausgelöst haben. So werden Infrastruktur, Digitalisierung und der ökologische Wandel direkt in den Regionen vorangetrieben. Programme wie ERASMUS+ oder ERASMUS für Jungunternehmer stärken die Internationalisierung und Innovationskraft unseres Landes. Gleichzeitig fördert das Programm NextGenerationEU den grünen und digitalen Umbau unserer Wirtschaft – mit konkreten Erfolgsbeispielen wie dem Reparaturbonus oder dem KMU.DIGITAL-Programm.

Drei Jahrzehnte nach dem EU-Beitritt steht Österreich – wie die gesamte Union – jedoch an einem entscheidenden Scheideweg. Nationalistische Bestrebungen in vielen Mitgliedstaaten, ein Handelskrieg mit den USA unter Präsident Trump sowie Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine bedrohen die Errungenschaften der europäischen Integration auf mehreren Ebenen. Nationalismus und Populismus schwächen das Vertrauen in die EU-Institutionen und gefährden die Einigkeit, die gerade in Krisenzeiten notwendig ist, um handlungsfähig zu bleiben. Ein eskalierender Handelskonflikt mit den USA würde nicht nur Arbeitsplätze und Wohlstand in Europa riskieren, sondern könnte auch die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft des Binnenmarkts empfindlich treffen.

Der Krieg in der Ukraine wiederum zeigt, wie verletzlich Europas Sicherheitsarchitektur ist und wie sehr die EU auf transatlantische Partnerschaften angewiesen bleibt. Sollte Europa hier nicht geschlossen und entschlossen agieren, droht es, in einer instabilen Weltordnung politisch und wirtschaftlich ins Hintertreffen zu geraten und zum Spielball fremder Interessen zu werden. Die Zukunft der EU – und damit auch Österreichs wirtschaftlicher Erfolg – steht damit auf dem Spiel. Nur durch Zusammenhalt, Innovationsbereitschaft und eine klare europäische Strategie können die Werte, der Wohlstand und die Sicherheit, die die Union in den letzten 30 Jahren gebracht hat, auch für kommende Generationen gesichert werden.

Fotos: Parlamentsdirektion/Thomas Topf (09.05.2025)