Was das Erste Bank Open für Wien bedeutet
In meinem Buch „Place Brands – wie Orte zu starken Marken werden“ habe ich einen Beitrag über Turnierdirektor Herwig Straka und die erfolgreiche Positionierung des Erste Bank Open in Wien geschrieben. Kaum ein anderes Sportevent zeigt so eindrucksvoll, wie stark die Verbindung zwischen einem Ort, einem Event und einer Marke sein kann.
Das Erste Bank Open, ein ATP-500-Turnier mit internationaler Strahlkraft, verwandelt Wien jedes Jahr in eine Bühne für Emotion, Markenbildung und Stadtidentität. Doch was macht solche Sportevents für Städte eigentlich so bedeutend?
Der Trend zum Event – Sport als gesellschaftliches Erlebnis
Unsere Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert: Freizeit ist vielfältiger, Erlebnisse sind wertvoller geworden, Aufmerksamkeit ist knapp, auch durch Social Media-Angebote. Der Soziologe Schmid spricht vom „Trend zum Event“ – einer Entwicklung, in der Menschen nach emotionalen Erlebnissen und sinnstiftenden Momenten suchen. Sportevents erfüllen genau dieses Bedürfnis. Sie verbinden Spannung und Gemeinschaft, lokale Identität und globale Sichtbarkeit. Wer in der Wiener Stadthalle den ersten Aufschlag von Jannik Sinner oder den letzten Ballwechsel eines epischen Matches erlebt, ist Teil eines kollektiven Erlebnisses, das weit über den Sport hinausgeht.
Emotion, Marke, Erlebnis – was Events für Städte leisten
Für Städte sind solche Ereignisse weit mehr als Unterhaltung. Sie sind kommunikative Plattformen – eine Möglichkeit, sich emotional aufzuladen und sich von anderen Destinationen zu unterscheiden.
In einem Umfeld, in dem viele Städte ähnliche Kultur- und Freizeitangebote bieten, schafft der Sport eine emotional aufgeladene Differenzierung. Das Erste Bank Open macht Wien als moderne, weltoffene und sportlich-urbane Stadt sichtbar. Diese Verbindung ist zentral. Ein Tennis-Turnier passt zu Wien: elegant, international, traditionsreich und zugleich innovativ.
Während viele Unternehmen ihre Marke künstlich mit Events verknüpfen, ist die Verbindung zwischen einem Sportevent und seinem Austragungsort meist natürlich gewachsen. Das Erste Bank Open ist nicht zufällig erfolgreich. Wien bietet die ideale Bühne: eine weltoffene Stadt mit hoher Lebensqualität, perfekter Infrastruktur und einem Publikum, das Sportkultur zu schätzen weiß. Das Turnier wiederum stärkt das Image der Stadt – es positioniert Wien als einen Ort, an dem Weltklasse und Lebensgefühl aufeinandertreffen. Dieser Austausch funktioniert in beide Richtungen: Das Event profitiert vom Wiener Flair, und Wien profitiert von der globalen Sichtbarkeit des Events.
Wirtschaft und Tourismus
Sportevents sind auch wirtschaftliche Motoren. Besucher:innen reisen an, übernachten, konsumieren, teilen ihre Erlebnisse in sozialen Medien. Solche Impulse wirken über die Eventtage hinaus. Studien zeigen, dass gut positionierte Sportevents Folgebesuche begünstigen – Menschen kommen wieder, weil sie positive emotionale Verbindungen mit dem Ort herstellen. In Wien wird das besonders sichtbar: Viele internationale Gäste kombinieren das Turnier mit einem Citytrip, Wiener:innen erleben „ihre“ Stadt aus einer neuen Perspektive. Das stärkt sowohl die lokale Identifikation als auch die touristische Anziehungskraft.
Das Erste Bank Open zeigt, wie Sport als Bühne für urbane Markenführung funktionieren kann: glaubwürdig, emotional, international anschlussfähig.
Wien beweist damit, dass Sportevents kein Beiwerk sind – sondern ein zentrales Element moderner Stadtstrategien. Sie schaffen Gemeinschaft, erzählen Geschichten und verbinden Menschen mit Orten. Und genau das ist in einer Zeit, in der Aufmerksamkeit die knappste Ressource ist, von unschätzbarem Wert.
Jannik Sinner – Tennis von einem anderen Stern
Und dann ist da noch einer, der derzeit wie kaum ein anderer zeigt, warum Tennis so faszinierend ist: Jannik Sinner. Sein Auftritt gestern in der Wiener Stadthalle – ein 6:0, 6:2 gegen den Deutschen Daniel Altmaier – war eine Demonstration in Präzision, Leichtigkeit und Kontrolle. Als leidenschaftlicher Tennisspieler kann ich nur staunen, wie selbstverständlich Sinner den Tennissport derzeit dominiert – fast so, als käme sein Tennis von einem anderen Stern.
Solche Leistungen sind es, die ein Turnier wie das Erste Bank Open unvergesslich machen – weil sie nicht nur sportlich, sondern auch emotional bewegen. Sie zeigen, was möglich ist, wenn Talent, Arbeit und Bühne perfekt zusammenspielen. Und sie machen deutlich: Wien ist genau der richtige Ort für diese großen Tennisgeschichten.




